Tragbare Bedingungen

Auch Frauen arbeiten am Kilimandscharo als Porter.

Knochenjob: Weibliche Trägerinnen sind neu im Geschäft.

Knochenjob: Weibliche Trägerinnen sind neu im Geschäft.

Text: Michael Marti

Die Träger am höchsten Berg Afrikas leisten einen Knochenjob. Ohne sie erreichten keine Touristen den Gipfel des Kilimandscharo. Sie sind das Rückgrat von Tansanias Trekking-Business.

Seit 2013 gibt es einen Minimallohn, der die «Kilimanjaro Porters Assistance Project» (KPAP) für ihre Mitglieder einfordert, 10 Dollar pro Tag. Für Bergführer beträgt das Mindestsalär 20 Dollar. Hinzu kommen Trinkgelder, bezahlt von den Touristen. Zwar sind diese freiwillig, sie werden jedoch erwartet, und dies zurecht. KPAP empfiehlt ein Mindesttrinkgeld von 10 Dollar pro Tag und Träger.

Ein Porter kommt so auf 140 Dollar für einen siebentägigen Einsatz. Das Jahres-Durchschnittseinkommen liegt in Tansania bei rund 900 Dollar.

Die Trekkingagenturen informieren ihre Kunden oft ungenügend über die Rolle der Trinkgelder bei einer fairen Bezahlung der Träger – mit  den Beträgen  entstehen für die Trekker zusätzliche Kosten. In der Regel sind dies zwischen 200 und 300 Dollar; auf einen Tour-Teilnehmer kommen in der Regel drei Träger.

Es ist wichtig, sich vor einem Kilimandscharo-Trip beim Reiseveranstalter explizit über die Trinkgeldfrage zu informieren. Dies gehört zu einem verantwortungsvollen Tourismus.

Neue Arbeitsplätze entstehen fast nur im Tourismus

Jahrzehntelang war das Lastentragen am Kilimandscharo ausschliesslich ein Geschäft für Männer – obwohl, sonderbarerweise, im Alltag es die Frauen sind, die schweres Gewicht auf dem Kopf balancieren, etwa Wasser oder Holz. Seit einigen Jahren jedoch drängen Frauen in die Männerdomäne.

Die Zahl der weiblichen Träger in der Tourismusindustrie am Kilimandscharo liegt bei mehreren Dutzend, die meisten arbeiten auf der Marangu-Route im Osten des Berges. Viele sind in Zweier-Gruppen unterwegs und teilen sich ein Zelt.

Assistenz-Bergführer Amani ist auf die Trinkgelder angewiesen. Foto: Michael Marti

Veronica Fabiani Temu, 34, erzählte in einem Beitrag der Nachrichtenagentur DPA: «Ich stand nach der Geburt meiner Zwillinge allein da und brauchte dringend Geld.» Die Industrie rund um den Safari- und Bergtourismus vor Ort ist die einzige Branche, die in nennenswerter Zahl Arbeitsplätze schafft.

Temus Entscheid verblüffte. «Viele waren erstaunt über meinen Beruf, auch meine Familie – ich war eine Exotin.» Die Trägerinnen stiessen anfänglich bei ihren männlichen Kollegen auf Skepsis. Sie standen in der Hierarchie an letzter Stelle. Sie galten oft als gescheiterte Frauen, weil sie angeblich keinen Mann hatten, der sie versorgt.

© Tamedia