«Das Leben kann noch besser werden»

Steven Pinker bleibt Optimist. Auch wenn 2018 für den Liberalismus schwierig war – insgesamt komme die Menschheit hervorragend voran.

Steven Pinker, Psychologieprofessor an der Harvard University.

Steven Pinker, Psychologieprofessor an der Harvard University.

Mit Steven Pinker sprach Linus Schöpfer

Mister Pinker, wurden Sie bereits als intellektueller Feigling bezeichnet?

Bisher nicht, nein. (lacht) Warum sollte man das tun?

In Ihrem neuen Buch sind die Feinde der Aufklärung schön gleichmässig auf links und rechts verteilt. Doch wer bedroht heute die liberale Demokratie? Trump, Putin, Erdogan, Orban, die AfD. Das sind alles Rechte.

Falls mein Buch diesen Eindruck erweckt haben sollte, hier die Korrektur: Ja, ich bin mit Ihnen einig. Es sind heute vor allem Rechte, die die Errungenschaften der Aufklärung bedrohen. Sie sind derzeit ja auch häufiger an der Macht. Aber die Linke ist nicht schuldlos. Man denke an linke Postmodernisten wie Lacan oder Derrida, die verneinen, dass es so etwas wie Objektivität oder Wahrheit gibt. Ihre Theorien decken sich heute perverserweise mit Ansichten von Vordenkern der Trump-Regierung.

Welche Institution ist derzeit besonders gefährdet in Ihrem Land?

Die Legislative ist definitiv in der Krise. Wahlkreise werden zugunsten gewisser Politiker verschoben, Menschen werden vom Wählen abgehalten, und gewisse Manöver wie die Aufschiebung von Richterwahlen haben Einzug gehalten. Politiker hierzulande sind mehr und mehr bereit, demokratische Prinzipien zu opfern. Es geht ihnen nur um die rohe Macht. Und Präsident Trump versucht, die Glaubwürdigkeit der Presse und der Justiz zu zerstören. Deshalb sein Gerede von Fake News und von der Hexenjagd, die angeblich gegen ihn im Gang sei.

Die Serie: Gespräche zum Jahreswechsel
Wir unterhalten uns mit 13 Interviewpartnern über das, was die Schweiz und die Welt bewegt. Zu Beginn der Gespräche steht immer ein Bild aus dem vergangenen Jahr. Und unsere Frage: Was wird jetzt daraus?

Weitere Gespräche finden Sie in der Collection auf tagesanzeiger.ch oder auf derbund.ch.

2018 war ein schlechtes Jahr für den liberalen Westen. China anderseits hat seinen Ehrgeiz betont, am Volkskongress im März (siehe Bild) liess Staatspräsident Xi Jinping seine Amtszeitbeschränkung aufheben.

China ist keine wünschenswerte Alternative zur liberalen Demokratie. Nach Maos Tod legte es ein spektakuläres Wirtschaftswachstum hin. Aber das war ein Aufstieg aus erbärmlicher Armut, und vor diesem Hintergrund ist es natürlich leichter, zu wachsen. Und arm ist China bis heute. Das BIP pro Kopf beträgt ein Drittel desjenigen von Südkorea und ein Fünftel desjenigen der Schweiz. Ausserdem leidet das Land an Umweltverschmutzung und Unterdrückung, auf der Skala der 156 glücklichsten Länder liegt es auf Rang 86. Es stellt sich die Frage, ob China überhaupt in der Lage ist, die Lücke zum Westen zu schliessen, wenn es Kritiker der Regierung einfach wegsperrt. Auf diese Weise ist es möglich, dass schlechte Politik nicht korrigiert wird.


«China ist keine wünschenswerte Alternative zur liberalen Demokratie»: Platzanweiserinnen machen ein Selfie. Foto: Thomas Peter (Reuters)

Sie betonen, dass Phänomene wie der derzeit boomende rechte Populismus kurzfristig seien und uns nicht ablenken sollten: Die Welt wandle sich zum Bessern. Einem Bauern in Indien mag das einleuchten – aber auch einem durchschnittlichen Schweizer? Der muss doch froh sein, wenn die Welt bleibt, wie sie ist.

Die Schweiz gehört zu jenen Ländern, die die Aufklärung am stärksten verinnerlicht haben und auch am meisten von ihr profitiert haben. Sie ist deshalb einer der Orte auf der Welt, an denen es sich am besten leben lässt. Aber auch hier sterben Leute noch an Krebs oder bekommen Alzheimer. Das Leben kann noch besser werden, auch in der Schweiz.

In Ihrem Buch «Aufklärung jetzt» präsentieren Sie eine Art Erntebericht der Aufklärung.

Gesundheit, Wohlstand, Bildung, Friede beziehungsweise Sicherheit – das sind die Dinge, für die sich jeder zuerst interessiert. Weil sie die fundamentalen Voraussetzungen eines glücklichen Lebens sind. Die Statistiken zeigen ein klares Bild: In all diesen Bereichen hat sich das Leben nach der Aufklärung dramatisch verbessert.

Aufklärung bedeutet für Sie auch, dass man das Leben anderer zu verbessern versucht. Damit ist es nicht weit her: Viele Schweizer Politiker und Wähler möchten nichts mit Flüchtlingen und ihren Sorgen zu tun haben.

Mir scheint, Ihre Wahrnehmung ist zu negativ. Die Schweiz muss nicht ganz Afrika zu sich einladen. Das wäre keine kluge Idee. Aber denken Sie an die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen. Sie werden von allen Mitgliedern der UNO unterstützt. Das ist nichts Geringeres als ein Meilenstein in der Geschichte der Menschheit: Die ganze Welt einigt sich auf Prinzipien und Ziele. Eines dieser Ziele ist die Eliminierung extremer Armut bis 2030. Wir sind diesbezüglich gut unterwegs. Reichere Länder tun sehr wohl einiges für ärmere. Die internationale Staatengemeinschaft handelt heute moralischer und wirksamer, als es je eine Weltreligion getan hat.

«Götterglaube bringt uns nicht weiter.»

Die Nächstenliebe des Christentums oder anderer Religionen ist für Sie überflüssig?

Die Beschwörung übernatürlicher Wesen ist immer unvereinbar mit der Aufklärung. Ganz einfach deshalb, weil es keine Hinweise darauf gibt, dass sie existieren und uns in irgendeiner Form helfen könnten. Klar, religiöse Institutionen tun in manchen Ländern viel Gutes, etwa in der Bildung oder im Gesundheitswesen. Aber Götterglaube bringt uns nicht weiter.

«Reiche Länder können sich von der Industrie wegbewegen ... »

« ... hin zur weit umweltschonenderen Digitalisierung.»

Linke sehen in der Ungleichheit das grösste Übel auf Erden. Für Sie ist das ein Denkfehler.

Ja. Weil hier regelmässig sehr unterschiedliche Dinge durcheinandergebracht werden. Da ist Armut, da ist Ungleichheit, wie sie etwa der Gini-Index misst, und da ist die Plutokratie, in der Reiche weniger Begüterte unterdrücken. Die Armut sollte bekämpft werden, nicht die Ungleichheit per se. Wenn wir alle ärmer und gleicher werden, ist niemandem geholfen.

In Ihrem Buch argumentieren Sie auch sonst als Wirtschaftsliberaler. Steuern senken, Staat verkleinern, und alles wird gut?

Halt, halt. So einfach ist es natürlich nicht. Das muss man sich Sektor für Sektor anschauen. Das ist ja genau der Punkt: Es geht mir um Empirie, nicht um Dogmatik. Was hat funktioniert und was nicht? Es hat sich etwa als nicht sinnvoll erwiesen, wenn ein Staat eine eigene Fluggesellschaft betreibt. Also sollte man darauf besser verzichten. Ebenso wenig bewährt hat sich die Privatisierung von Gefängnissen oder die Privatisierung von Sozialversicherungen, wie sie George W. Bush angeregt hat.

Ist das Streben nach Wirtschaftswachstum ein Kernanliegen der Aufklärung?

Nein. Aber es ist eine Kraft, die aufklärerische Werte unterstützt. Denn je mehr Wohlstand ein Land generiert, desto gesünder, gebildeter und sicherer sind meist seine Bewohner. Desto wahrscheinlicher ist es, dass sozialer Fortschritt in Gang kommt. Eine der seltenen Ausnahmen sind die reichen arabischen Ölstaaten.

Ein Psychologe macht Mut
Steven Pinker gelang mit «Enlightenment Now» («Aufklärung jetzt») 2018 eine publizistische Punktlandung. Sein «liebstes Buch aller Zeiten» nannte es Bill Gates. Der 700-Seiten-Bestseller stiess hinein in die pessimistischen Debatten unserer Tage. Für den 64-jährigen Psychologieprofessor der Harvard University ist klar: Wenn wir uns weiterhin um aufgeklärtes Denken bemühen, haben wir eine helle Zukunft vor uns. Mit «Enlightenment Now» ist der kanadisch-amerikanische Doppelbürger – vom «Time»-Magazin bereits 2004 zu den 100 wichtigsten Denkern der Welt gezählt – definitiv im Olymp der populären Intellektuellen angekommen. (lsch)

Aber Wirtschaftswachstum bedeutet auch mehr Energieverbrauch und damit eine grössere Bedrohung für die Umwelt.

Falsch. Arme Länder können sich keinen Umweltschutz leisten. Sie müssen irgendwie zu Elektrizität kommen, und wenn das zulasten der Umwelt geht, geht es eben zulasten der Umwelt. Die reichen Länder hingegen können ihre Bürger vor Umweltverschmutzung schützen, Umweltrichtlinien erlassen und sich von der Industrie wegbewegen, hin zur weit umweltschonenderen Digitalisierung. Technologien erlauben es, die Energiegewinnung zu steigern und gleichzeitig die Umweltverschmutzung zu senken.

An welche Technologie denken Sie?

Erneuerbare Energien. Und Atomkraft.

Atomkraft?

Atomkraft hat zwei grosse Vorteile. Einerseits verschmutzt sie die Umwelt bereits heute vergleichsweise wenig. Künftige Atomreaktoren dürften noch sauberer sein. Anderseits kann ein Land sich Atomstrom in kurzer Zeit verfügbar machen, denken wir an Schweden.

Der AKW-Unfall von Fukushima hat Sie nicht nachdenklich gemacht?

Dass Deutschland nach Fukushima begann, seine Atomkraftwerke abzuschalten, war ein gewaltiger Fehler. Sein CO2-Ausstoss stieg danach an, statt zu sinken. Zu Fukushima: Menschen starben wegen des Tsunamis. Aber kein einziger starb wegen des Reaktorunfalls. Und der Schaden der freigesetzten Radioaktivität ist kein Vergleich zum Schaden, den Öl und Kohle tagtäglich anrichten. Atomkraft ist der einfachste Ausweg aus der Klimakrise, kombiniert mit einer Besteuerung des CO2-Ausstosses. Diese muss aber sozial abgefedert werden, wie der Aufstand der Gelbwesten in Frankreich gezeigt hat.

«Einen vermeintlich wahren Fortschritt, der keine neuen Probleme schaffen würde, so einen Fortschritt gibt es nicht.»

Und was ist mit den erneuerbaren Energien?

Die erneuerbaren Energien sind nicht so weit, dass wir uns komplett auf sie verlassen könnten. Und Batterien, die ihre Energie speichern, gibt es auch noch nicht. Aber wir können nicht darauf warten. Dafür fehlt uns die Zeit. Aber wir können das Problem lösen. Wir wissen, was zu tun wäre.

Das Internet revolutioniert derzeit eine Branche nach der anderen. Aber Sie als Fortschritts-Fan sind sicher auch ein Internet-Fan.

Selbstverständlich ist das Internet eine hervorragende Erfindung! Zugang zu Wissen, Zugang zu Märkten, erleichterte Kommunikation… es bietet Tausende Vorteile. Deshalb nutzen es ja auch alle.

Und was ist mit den sozialen Medien, die Hass und Desinformation befördern?

Natürlich sind die sozialen Medien ein Problem. Das ist mittlerweile schon fast eine Binsenweisheit. Aber da haben wir sie einmal mehr, diese merkwürdige Vorstellung von Fortschritt. Damit werde ich ständig konfrontiert: «Sie sagen, das sei Fortschritt? Hier gibts aber ein Problem!» Das ist ein grobes Missverständnis. Einen vermeintlich wahren Fortschritt, der keine neuen Probleme schaffen würde, so einen Fortschritt gibt es nicht.

«Der Mensch hat Generation für Generation dasselbe Leben gelebt.»

«Und dann kam die Aufklärung mit ihren geradezu monströsen Verbesserungen.»

Sie sind ein privilegierter Professor. Ist Ihnen nie der Verdacht gekommen, dass Ihnen die Welt eventuell schöner erscheinen könnte, als sie tatsächlich ist?

lch stütze mich voll und ganz auf Daten und Statistiken, ziehe daraus meine Schlüsse. Ob ich das in Harvard tue oder anderswo, spielt keine Rolle. Wenn ich feststelle, dass extreme Armut zurückgegangen ist, hat das nichts mit meinem persönlichen Leben zu tun. Dann ist das ein Fakt dieser Welt.

Sie haben sich Ihren Ruf als Psychologe erarbeitet. In «Aufklärung jetzt» beschäftigten Sie sich intensiv mit Philosophie. Gibt es Denkerinnen oder Denker, denen Sie während Ihrer Recherche nähergekommen sind?

Vor allem jener, mit der ich verheiratet bin: der Philosophin Rebecca Goldstein. (lacht) Ansonsten ist meine Bewunderung für die klassischen Utilitaristen gewachsen. Jeremy Bentham, John Stuart Mill, Cesare Beccaria. Sie haben sich für konkrete Verbesserungen des Lebens eingesetzt, die wir heute als gegeben voraussetzen. Und auch Immanuel Kant schätze ich nun mehr als zuvor. Zumal seine Schrift «Zum ewigen Frieden», die sich als weise und praktisch erwiesen hat. Internationaler Handel, eine länderübergreifende Organisation, mehr Republikanismus – all diese von Kant vorgeschlagenen Massnahmen verringern tatsächlich die Wahrscheinlichkeit von Kriegen.

Sie denken extrem pragmatisch. Da muss Ihnen doch ein Grossteil der Philosophie suspekt vorkommen. Etwa ein Gedankenartist wie Friedrich Nietzsche.

Mit Nietzsche kann ich tatsächlich wenig anfangen. Er als Prophet der heroischen Grösse und des Übermenschen ist das ziemliche Gegenteil des Humanismus, dem ich mich verschrieben habe. Nietzsche glaubte nicht, dass die Menschheit als Ganzes Fortschritte machen könnte. Er glaubte nicht daran, dass alle Menschen dieselben Rechte haben sollten. Mich interessiert an Nietzsche vor allem die Frage, wie er einen derart grossen Einfluss haben konnte auf Künstler, aber auch auf totalitäre Politiker oder die Vordenkerin des Neoliberalismus, Ayn Rand.

Die Aufklärung und ihre Feinde
Auf den ersten Blick dominieren die Probleme. In Deutschland floriert die AfD, in Frankreich marodieren Gelbwesten, in England herrscht das Brexit-Chaos, und in Washington regiert unverdrossen Polit-Hasardeur Donald Trump. In Moskau zieht Wladimir Putin an Strippen, die mittlerweile bis nach Syrien reichen. Und China, die globale Supermacht, meldet vehement Ambitionen an. Der liberale Westler hat nicht viel zu lachen derzeit.

Gleichzeitig sind da die vielen erfreulichen Statistiken. Global gesehen gibt es heute deutlich weniger Hungertote als in den Jahrzehnten zuvor, weniger extreme Armut, weniger Analphabeten. Die Lebenserwartung steigt – auf allen Kontinenten. Versinken wir in Pessimismus, während es der Welt insgesamt immer besser geht? Und gefährden wir damit selbst das Menschheitsprojekt der Aufklärung, das uns den Weg aus der Unmündigkeit gezeigt und zu nie gesehenem Wohlstand verholfen hat? (lsch)

Sie haben auch eine ausgeprägte Antipathie gegenüber Theodor W. Adornos Frankfurter Schule, deren Kapitalismuskritik in gewissen linken Milieus bis heute hip ist.

Die Frankfurter Schule war der Aufklärung feindlich gesinnt, brachte sie sogar mit dem Holocaust in Verbindung. Das ist ein riesiger Fehler. Dazu kommt ihre, gelinde ausgedrückt, kühle Haltung gegenüber der Wissenschaft und ihrem Vermögen, uns die Welt besser verstehen zu lassen. Und wenn ein Mann wie Herbert Marcuse die Meinungsfreiheit infrage stellte und Zensur befürwortete, konnte davon nichts Gutes kommen. Jürgen Habermas würde ich von meiner Kritik ausnehmen. Aber grundsätzlich ist die Frankfurter Schule eine Sackgasse, ein Anachronismus.

«Der Mensch verändert seine Erwartungen, wie sich das Leben entwickelt, nicht durch die Einsicht in Daten.»

Adorno ist ein extremes Beispiel für Progressphobie, wie Sie die Fortschrittsskepsis nennen.

Der Mensch an sich hat Mühe, sich allgemeinen Fortschritt vorzustellen. Das dürfte biologische Gründe haben. Der Mensch hat Generation für Generation dasselbe Leben gelebt. Und dann kam eben die Aufklärung mit ihren statistisch belegten, geradezu monströsen Verbesserungen. Das Problem ist nun aber, dass der Mensch seine Erwartungen, wie sich das Leben entwickelt, nicht durch die Einsicht in Daten verändert. Anekdoten und Erzählungen haben da eine weit stärkere Wirkung.

«Schweizer und Schweizerinnen sollten Personen wählen, die pragmatisch denken und handeln.»

Haben die Medien eine Mitschuld an der Progressphobie?

Mit Sicherheit. Es gibt gewisse mediale Gewohnheiten, die die Wertschätzung des allgemeinen Fortschritts verhindern. Etwa die Überbetonung dramatischer Ereignisse, das Übersehen von Datenmaterial bei der Aufbereitung von Nachrichten. Dabei sind Medien in anderern Rubriken paradoxerweise stark datenbasiert. Man denke an die Börsenberichte, die Sportresultate oder den Wetterbericht. Nun brauchte es eben eine Art Wetterbericht für die Entwicklung in den wichtigen Bereichen Gesundheit, Wohlstand, Sicherheit und so weiter. Berichtet wird aber nur, wenn die Kriminalitätsrate steigt, wenn die Rate der Verkehrstoten steigt. Nicht, wenn die Rate sinkt. Das führt unweigerlich zu einem gestörten Verständnis der Welt. Als würde man nur dann vom Wetter erfahren, wenn ein Hurrikan aufzieht.

Sie sind ein Befürworter des konstruktiven Journalismus?

Bin ich, ja. Es geht dabei, wohlgemerkt, nicht um «Happy News». Fröhliche Tiere und so weiter. (lacht)

Werden wir zum Schluss nochmals praktisch: Was kann eine Schweizerin tun, um die Welt zu verbessern?

Erstens sollte sie Politikerinnen und Politiker wählen, die pragmatisch denken und handeln und nach Lösungen suchen. Zweitens sollte sie den effektiven Altruisten, der philanthropischen Bewegung, Geld spenden. Das ist die nützlichste Art und Weise, mit Spenden Gutes zu bewirken. Drittens sollte sie sich die enormen Vorzüge vergegenwärtigen, die das Leben in einer liberalen Demokratie mit sich bringt. Indem sie dies tut, wird sie sich auch die Ideen und Ideale vergegenwärtigen, die ihr dieses Leben ermöglichen und die das Leben auf dieser Erde insgesamt verbessert haben und verbessern.

Das Buch

Steven Pinker: Aufklärung jetzt. Für Vernunft, Wissenschaft, Humanismus und Fortschritt. Eine Verteidigung. Übersetzt von Martina Wiese. S.-Fischer-Verlag, Frankfurt a.M. 2018. 736 S., ca. 33 Fr.

Impressum
Idee und Konzept: Iwan Städler und Patrick Kühnis
Interview und Text: Linus Schöpfer
Bildredaktion: Katharina Braithwaite
Bilder: Kayana Szymczak (laif), imago, Keystone, Chona Kasinger (laif)
Art Direction: sanerstudio.ch
Produktion und Projektleitung: Dinja Plattner

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